Hinter den Kulissen

So entsteht der Jatzpark – Interview mit Martin Stänz

Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, wie der JatzPark auf dem Jakobshorn entsteht, welche Arbeit hinter dem Aufbau steckt und welche Aufgaben ein Handshaper dabei übernimmt? Es ist faszinierend zu sehen, wie viel Leidenschaft, Kreativität und Präzision notwendig sind, um einen Snowpark zu gestalten, der sowohl Anfänger als auch Profis begeistert. Martin Stänz, der erfahrene Headshaper der Davos Klosters Bergbahnen, hat uns in einem ausführlichen Interview einen Blick hinter die Kulissen gewährt und dabei spannende Einblicke in die Welt des Snowpark-Designs und die tägliche Arbeit seines Teams gegeben.

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Davos Klosters Mountains
27.11.2024

Interview

11 Fragen und Antworten

  • Name: Martin Stänz
  • Beruf: Headshaper JatzPark
  • Arbeitsort: JatzPark Jakobshorn
  • Dabei seit: Wintersaison 2013/14

Vorgestellt

Der Headshaper vom Jatzpark

Martin Stänz ist der kreative Kopf hinter dem JatzPark auf dem Jakobshorn – der Mann, der den Snowpark formt und ihm seine einzigartige Handschrift verleiht. Geboren und aufgewachsen im malerischen Appenzellerland. Wenn er nicht gerade in die Pedale tritt, powert er sich beim Hockey oder auf der Piste aus. Seine Leidenschaft für die Berge und Wege hat Martin direkt in die Davos Klosters Mountains gezogen, wo er nun ein Teil unseres Unternehmens ist. Mehr dazu im Interview!

 

1. Wie bist du dazu gekommen, Shaper zu werden und was hat dich inspiriert?

«Ursprünglich komme ich aus Herisau, wo die Bedingungen zum Skifahren eher begrenzt waren. Schon als Teenager zog es mich daher nach Davos – die Freiheit und der entspannte Vibe der Berge übten eine besondere Faszination auf mich aus. Nach meiner Ausbildung als Polymechaniker arbeitete ich fünf Jahre in dem Beruf, merkte aber, dass er mich nicht erfüllte. Ich wollte etwas, das meine Leidenschaft für Outdoor-Sport, meine Kreativität und mein technisches Verständnis vereint. Über einen Kollegen, der den damaligen Headshaper kannte, kam ich zum Shaper-Job im JatzPark. Ich kündigte meinen Job als Polymechaniker und zog nach Davos. Zuerst war es eine Umstellung, doch das direkte Feedback der Fahrer motivierte mich. Seit 11 Jahren arbeite ich nun in Davos, im Winter als Shaper auf dem Jakobshorn und im Sommer baue ich die Mountainbiketrails auf Parsenn. Diese Kombination der Arbeiten im Sommer und Winter erfüllen mich hier in Davos.»

Ob Schnee oder Erde – Hauptsache, ich kann eine Schanze bauen!

2. Wie entsteht der JatzPark?

«Der erste und wichtigste Schritt im JatzPark ist die Beschneiung. Unsere Beschneiungsanlagen müssen in den ersten ein bis zwei Wochen eine ausreichende Menge Schnee produzieren, um eine solide Basis für den Park zu schaffen. Sobald genug Schnee vorhanden ist, kommt die Pistenmaschine zum Einsatz, um den Schnee zu verteilen und die Pistenstruktur zu stabilisieren. Der Schnee wird dann an den richtigen Stellen positioniert und wir können mit dem eigentlichen Aufbau der Obstacles beginnen. Bevor die Gäste die neuen Obstacles ausprobieren, werden sie von uns davor getestet.

Zu Beginn der Saison tausche ich mich mit zwei weiteren Handshapern aus und hole Inspiration aus internationalen Parks, vor allem aus Nordamerika. Letzte Saison gab ich meinen Kollegen die Aufgabe, eigene Entwürfe mit den vorhandenen Materialien zu erstellen. Gemeinsam entwickeln wir diese weiter, diskutieren, was funktioniert und wie wir den Park kreativ und sicher gestalten können. Am Ende treffe ich dann die finalen Entscheidungen. Bei den Kicker weiss ich genau, wo der Tisch der Schanze positioniert sein muss, welche Stellen viel Schnee benötigen und wo der Kicker platziert wird. Diese festen Anhaltspunkte helfen uns, die Abstände präzise zu messen. Denn ein Unterschied von nur einem Grad in der Landung kann bei einer Sprunglänge von zum Beispiel 20 Metern einen riesigen Unterschied machen. Daher ist es entscheidend, zu messen und zu justieren. Mit der Maschine, dem Parkpully, messen wir den Neigungswinkel, also wie steil die Landung ist. Aber noch wichtiger ist das ´Gefühl´ für den Park. Wenn man den Park gut kennt und ein gutes Gespür dafür entwickelt hat, wird der Bau der Kicker und Obstacles deutlich einfacher und präziser.»

 

3. Wie sorgt ihr dafür, dass der Park abwechslungsreich bleibt?

«Unsere Kicker sind nicht immer gleich gross, wir orientieren uns an sogenannten Fixpunkten aus der Vergangenheit. Der ehemalige Headshaper hat damals drei Kicker perfektioniert, die als Grundlage dienen. Damit der Park für alle Gäste immer spannend bleibt, bauen wir mindestens einmal im Monat um, um Abwechslung zu bieten und die Rider neue Herausforderungen haben. Das ist besonders wichtig für die Sportgymnasiasten, die fast täglich bei uns trainieren, aber auch für die vielen Stammgäste, die regelmässig kommen. Wir wollen unseren Gästen immer etwas im aktuellen Trend bieten.»

 

4. Was ist das Besondere am JatzPark? Gibt es Herausforderungen?

«Das Gelände des JatzParks ist relativ schwierig. Es ist für einen Park eigentlich zu steil, was den Bau von Rails und Boxen besonders anspruchsvoll macht. Die Schanzen dagegen sind weniger problematisch und lassen sich gut in das Gelände integrieren. Das macht den Aufbau hier besonders spannend, aber auch herausfordernd.»

 

5. Wie viele Obstacles gibt es in eurem Park und welches war das beeindruckendste, das du gebaut hast?

«Letztes Jahr erreichten wir sogar einen Rekord mit 19 Obstacles im Park, allerdings ohne Kicker. Normalerweise starten wir mit etwa 7 bis 9 Elementen sowie 5 Kickern. Unser Ziel ist es, den Platz optimal zu nutzen. In unserem Park haben wir drei grundlegende Obstacles: Boxen, Kicker und Rails, die für verschiedene Fahrniveaus und Bedürfnisse konzipiert sind. Die Boxen befinden sich in der Beginner-Line und sind ideal für Anfänger, die sich mit den Basics vertraut machen wollen. Diese Line an der Seite der Piste hilft Einsteigern, ihre ersten Tricks sicher zu üben. Für Fortgeschrittene bieten wir die Rails, die komplexer sind und mehr Herausforderung bieten. Die Kicker sind das Herzstück des Parks. Sie variieren von Small bis XL, um jeder Könnensstufe gerecht zu werden. Sie reichen von 6 bis 18 Metern in der Länge. Der grösste Kicker, der auch Austragungsort des Europacups ist, stellt die grösste Herausforderung dar - nur die besten Rider wagen sich an diese riesigen Sprünge.

Mein beeindruckendstes Element war das längste Rail, das es je im Jatzpark gab – es war 21 Meter lang, während ein Standard-Rail normalerweise zwischen 5 und 8 Metern misst.»

 

6. Wie lange dauert es, den JatzPark vollständig aufzubauen?

«Der gesamte Aufbau dauert in der Regel zwei bis drei Wochen. Die Beschneiung und der Aufbau der Obstacles erfordern viel Handarbeit und eine gute Planung. Aber nach dieser Zeit haben wir einen Park, der sportlich anspruchsvoll für die Rider ist.»

 

7. Wie sieht die Arbeit während der Saison für euch aus?

«Unser Arbeitstag beginnt früh, meist um 8.00 Uhr. Zuerst kontrollieren wir den Park, stellen Sicherheitstafeln auf und richten Bänke sowie andere Objekte her. Dann kümmern wir uns um die Rails, wachsen sie, um die Gleitfähigkeit zu gewährleisten und die Sicherheit der Rider zu garantieren. Zwischendurch fahren wir selbst, um die Obstacles zu prüfen. Nach der Mittagspause übernehmen wir die Schicht am Lift und tauschen uns mit den Ridern aus. Am Nachmittag geht es weiter mit der Parkkontrolle und Feinarbeiten an den Rails, Boxen und Kicker, die wir von Hand anpassen. Um 16.00 Uhr kümmern wir uns intensiv um die Rails und Kicker. Im Frühling bereiten wir die Rails auf die nächste Saison vor, indem wir sie neu lackieren und kleinere Schäden reparieren, um Rost zu verhindern. Die langen Tage werden zwar anstrengend, aber die Wertschätzung für unsere Arbeit macht alles wett.»

 

8. Welche Maschinen/Werkzeuge braucht ihr für den Park?

«Zu Beginn kommen Schneeerzeuger zum Einsatz, die essenziell sind, um konstant guten Schnee im Park zu haben. Danach verwenden ein spezieller Parkpully, der mehr kann als ein normaler Pistenpully. Er ist mit einem Pflug ausgestattet, der sich in verschiedene Richtungen bewegen lässt, sowie mit speziellen Gabeln vorne, mit denen wir Elemente wie Rails transportieren können. Eine weitere wichtige Maschine ist der Pistenpully, der an einem Seil befestigt ist und vor allem für die grossen Landungen bei den Kickern eingesetzt wird. Mit dieser Maschine können wir viel mehr Schnee bewegen, was für präzise Formen und optimale Bedingungen sorgt. Für die feineren Arbeiten benötigen wir spezielle Shapeschaufeln, Motorsägen, Abstecheisen und eine Vielzahl von Handwerkzeugen, um perfekt zu formen und zu pflegen.»

9. Wie gewährleistet ihr die Sicherheit im Park?

«Wir sind stets aufmerksam und haben ein gutes Gespür dafür, wie sicher die Rider über die Schanzen fahren. Bei Bedarf reagieren wir sofort und informieren umgehend den Notruf. Bei schlechtem Wetter entscheiden wir, ob der Park geschlossen wird, um die Sicherheit der Rider zu gewährleisten. Bei starkem Wind oder diffusen Lichtverhältnissen, die die Sicht stark beeinträchtigen, stellen wir die Nutzung der Kicker aus Sicherheitsgründen ein. Zusätzlich haben wir Infotafeln im Park, auf denen die Notfallnummer und wichtige Verhaltensregeln stehen. Dies sorgt nicht nur für mehr Sicherheit, sondern ist auch versicherungstechnisch wichtig, da wir so nachweisen können, dass alle nötigen Vorsichtsmassnahmen getroffen wurden.»

 

10. Wie wichtig ist der Kontakt mit den Ridern?

«Der Kontakt mit den Ridern ist für uns sehr wichtig – er ist nicht nur ein Bestandteil unserer Arbeit, sondern auch eine wertvolle Quelle für konstruktives Feedback. Besonders die Rider vom Sportgymnasium geben uns wertvolle Hinweise, weil sie eine andere Perspektive haben als Gelegenheitsfahrer. Aber auch Rückmeldungen von anderen, wie etwa Eltern, sind für uns hilfreich, da sie oft Aspekte ansprechen, die wir selbst nicht immer berücksichtigen können.»

 

11. Was braucht es, um ein guter Shaper zu sein?

«Ein guter Shaper muss vor allem flexibel sein und Spass daran haben, draussen zu arbeiten. Es erfordert Ausdauer, besonders beim Schaufeln und eine gewisse körperliche Fitness, da die Arbeit oft körperlich anstregend ist. Man musst mit Leidenschaft für den Park leben und stets aufmerksam sein, um alle Details im Auge zu behalten. Ein gutes Gespür für den Park und die Bedürfnisse der Rider ist genauso wichtig wie die Fähigkeit, selbst Spass am Fahren zu haben. Shaping lernt man durch Erfahrung, indem man sich ständig weiterentwickelt und von anderen profitiert.»

 

Die Arbeit als Shaper im JatzPark ist für Martin eine wahre Leidenschaft. In Davos hat er die Möglichkeit, seine Begeisterung für Outdoor-Sport mit seiner Kreativität zu vereinen. Wir wünschen Martin für die Zukunft alles Gute.

Eure Davos Klosters Bergbahnen

Davos Open - Europacup

Big Air, Rail und Slopestyle

Die vier Eventtage im Jatzpark bieten Freestyle pur: Top-Freeskier und Snowboarder springen im Europacup über den Big Air, und erstmals wird die neue Rail-Disziplin ausgetragen. Beim Open Contest messen sich Nachwuchsathlet:innen und Kids im Slopestyle. Vom Pistenrand aus habt Ihr die beste Sicht auf die Action und könnt die Athlet:innen anfeuern.